Bei Fortsetzungen von Filmen erlebt man oft eine Enttäuschung und man denkt sich, dass hätte man doch spannender oder lustiger lösen können. Bin ich froh, dass wir in keinem Film spielen und unser Drehbuch Leben heißt. Nach dem wunderbaren Erlebnis vom letzten Jahr, gab es seitens der Trainer, Eltern und Spieler keinen Zweifel daran, dass wir uns wieder in das Abenteuer Jugendherberge nach Grumbach stürzen wollen. Das Datum wurde bereits bei der Abreise im letzten Jahr blockiert und der Rest war nur noch Formsache. Gekribbelt hat es schon beim letzten Mittwochstraining, berichtete mir Trainer Felix. Aus den einst kleinen Schuften werden langsam richtige Bengels und die präpubertären Körper werden deutlich strammer. Würzig daher auch später das Raumklima um deren Bewohner, die sich bereits vorher in 6-8 Mann-Butzen aufgeteilt hatten. Die Vorfreude war groß!

Die Grumbacher Raummühle ist einfach ein kleines Paradies inmitten der Natur und für manchen Großstädter ein zu selten besuchter Lebensraum. Umrahmt von blühenden Wiesen, Wäldern, Kräuterbeeten und glucksenden Bächlein, begrüßten sich die Familien zum Herbergsdinner am Freitagabend. Nachdem die Zimmer bezogen waren und erste Versteckspiele die Kulisse einrahmten, gab es kaum Widerworte, als Christian die Mannschaft zum abendlichen Spaziergang zusammentrommelte und somit zogen kurzerhand 35 Stadttouristen ein paar Kilometer durch den erzgebirgischen Wald. Bereits im letzten Jahr erfreute man sich an dem einzigartigen Bier-Automaten mitten im nirgendwo. Der darauffolgende Waldspielplatz sorgte für einen ausgelassen Spaß der gesamten Kindermeute. Zwei Schluck und 25 Minuten Fußweg später kehrte man in die Herberge zurück und bestaunte die letzten Minuten des spektakulären Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft. Was danach folgte bleibt in den Zimmern der Jungs und vor allem in der Hutzenstube! Mit wenig Schlaf und etwas Schwere im Kopf hätte ich wenige Stunden später und unter Eid schwören können, dass eine Horde mongolischer Reiter durch das Treppenhaus der Herberge geritten sein muss. Anders konnte ich mir diesen tosenden Lärm nicht erklären. Wir werden es nie erfahren!

Bereits gegen 6.30 Uhr wurde das erste Fußballspiel auf dem Sportplatz ausgetragen – nach dem Frühstück im strömenden Regen das zweite. Die Begeisterung für eine kleine Wanderung hielt sich in Grenzen. Man verlor im vergangenen Jahr das Vertrauen in den Reiseleiter und frug skeptisch immer wieder Distanz, Zielort und Essensoptionen ab. Mit halbnassen Schuhen und unerwartet hervorragender Laune spurteten die Kinder durch den Wald mit Ziel Forellenhof an der Strecke der Prießnitztalbahn. Die Familien mischten sich wahllos und man lernte sich neu oder intensiver kennen. Die Zeit verging im Flug und so erreichten wir immer noch gut gelaunt den hiesigen Fischgastwirt. Man freute sich über unseren Besuch und wir wurden mit leckerem Essen und hervorragendem Service belohnt. Mit wenig Murren war schließlich auch der Rückweg kein Problem und in der Herberge erwartete uns Kaffee, Kakao und Schneewittchen-Kuchen.

Was danach folgte, war legendär. Mit Traumpässen und Toren, feinstem Ballgefühl und unglaublicher Harmonie präsentierten sich die Väter als Mannschaft gegen die D-Jugend-Kicker und bezwangen die Nachwuchstalente knapp und hart umkämpft in einer Halbzeit über 90 Minuten schließlich verdient. Hier blieb kein Trikot trocken und vor allem triumphierte der Spaß. Parallel versuchten andere Teile der Truppe mit störrischer Hartnäckigkeit einen verlorenen Ball aus dem Bachlauf zu retten oder nutzten die abgelegen und ruhigen Bereiche der wunderschönen Anlage, um zu lesen oder zu schlummern. Abgerundet wurde dieser wunderbare Tag mit einem herrlichen Grillabendessen und einem gemütlichen Lagerfeuer, welches an diesem Abend eher die Eltern und Geschwister begeisterte. Begleitet von Wunschmusik rockten die Teilnehmer bis tief in die Nacht. Die LVB-Kicker zogen sich zunächst in ihre Zimmer zurück, bevor es final zu Runde vier auf dem Sportplatz ging. Sind halt richtige Fußballer, unsere Jungs.

Text: Jan (Teammanager D II)